Venenleiden vermindern: Bewegung, Ernährung, Kleidung

Mit der „3 L statt 3 S“-Methode vorbeugen

Hannover, 04.06.2019 – Jetzt ist endlich wieder die warme Jahreszeit angebrochen. Doch nicht alle können sich unbeschwert über den Sommer freuen. So leiden Menschen mit gestörtem Venensystem bei hohen Temperaturen unter stärker ausgeprägten Krankheitszeichen. Mehr als sonst haben sie zu kämpfen mit „dicken Beinen“, Prickeln, Krämpfen und Schweregefühl. Um die Symptome einzudämmen und das Blut „im Fluss zu halten“, hilft vor allem Bewegung. Patienten sollten sich die „3 L statt 3 S“-Faustformel der Apotheker „Lieber Liegen oder Laufen als Schlecht Sitzen oder Stehen“ merken. Das empfiehlt die Apothekerkammer Niedersachsen. Außerdem können regelmäßige wechselwarme Beinduschen hilfreich sein, sie regen den venösen Kreislauf an.

Risiko Inaktivität

Nur zehn Prozent der Deutschen haben ein gesundes Venensystem, beim Gros der Bevölkerung ist das Netz mehr oder weniger stark beeinträchtigt. Manche Menschen haben etwa durch genetische oder hormonelle Faktoren wie eine Schwangerschaft ein geschwächtes Bindegewebe. Oft sind auch Raucher, Übergewichtige oder Menschen mit unausgewogener Ernährung betroffen. Ebenso ist das Risiko mit steigendem Alter erhöht – dann bauen die Venenklappenmuskeln ab – oder bei Menschen, die einer überwiegend sitzenden oder stehenden Tätigkeit nachgehen. Ist jemand für längere Zeit inaktiv, mangelt es der venenumschließenden Muskulatur an Druck.

Bloß nicht die Beine überschlagen

Je öfter sich Betroffene Bewegung verschaffen, desto mehr werden die Muskeln unterstützt, den nötigen Druck auf die Gefäße auszuüben. Selbst in einem bewegungsarmen Alltag leisten Betroffene ihren Beitrag zur Venengesundheit, indem sie im Sitzen nicht die Beine überschlagen und so Stauungen vermeiden und ab und an aufstehen. Gezielte Fuß- und Beingymnastik gelingt übrigens auch auf einem Stuhl: Dazu werden Zehen und Fersen zum Körper abwechselnd hingezogen und abgespreizt. Diese kleinen Bewegungen aktivieren die Venenpumpe. Hilfreich ist laut Apothekerkammer Niedersachsen außerdem, die Beine hochzulagern. Nachts können Bettkeile mit einer Höhe von drei bis fünf Zentimetern genutzt werden. Außerdem ist es wichtig, ausreichend Wasser oder nur leicht gesüßte, alkoholfreie Getränke zu trinken und keine stark gesalzenen Lebensmittel zu essen.

Nicht nur luftiger Trend: Kleidung ohne einschnürenden Bund

In der Freizeit kann sich das Venenleiden-Risiko verringern, wenn Patienten auf Aktivitäten „für die Beine“ wie Schwimmen, Wandern oder Tanzen setzen. Vorsicht ist hingegen bei Saunagängen geboten. Sie eignen sich nur bedingt, da Hitze die Venen unnötig weitet. Zusätzlich positiv beeinflussen lässt sich das Wohlsein der Venen durch die Kleidung: Nicht zu eng sollte sie sitzen und Hosen, Socken oder Kniestrümpfe mit einem punktuell einschnürenden Bund sollten erst gar nicht angezogen werden. Wer zudem öfter flache Schuhe trägt, hält die Muskelpumpe aktiv.

Abhilfe durch gleichmäßige Kompression

In der Apotheke vor Ort erhalten Patienten eine ausführliche und niederschwellige Beratung, wie sie ihre Venen gesund halten können. Bei fortgeschrittenem Verlauf stellt eine Kompressionstherapie eine zwar mühsame und deshalb sehr erklärungsbedürftige Behandlung dar, allerdings ist ihre Wirkung als einzige empirisch nachgewiesen. Durch diese äußerlich angewandte Methode mit sachkundig gewickelten Kompressionsverbänden oder speziellen Venenstrümpfen kann eine Verbesserung des Blutrückflusses zum Herzen erreicht werden. Zur Selbstmedikation empfiehlt der Apotheker evidenzbasierte, also beweisgestützte, phytotherapeutische Maßnahmen wie die orale Einnahme von Rosskastanienextrakt.

Ernst zu nehmende Folgen

Anfangs beobachtbare Symptome wie Prickeln oder Schweregefühl werden oft bagatellisiert und nicht behandelt. Die Venenerkrankung schreitet dann kontinuierlich und schließlich unübersehbar sowie schmerzhaft fort. Das kann fatal sein. Folgen sind häufig besenreiserähnliche Geflechte, Ödeme oder Geschwüre wie auch andere Gewebeveränderungen und Varikose (Krampfadern). Letztendlich kommt es zur chronisch venösen Insuffizienz, die unbehandelt größere Hautschäden und ein Unterschenkelgeschwür („offenes Bein“) mit sich bringt. Darüber hinaus können entzündliche Prozesse in den erweiterten Venen das Gerinnungssystem aktivieren, was wiederum das Thromboserisiko erhöht. Um etwaige andere Krankheiten oder Störungen auszuschließen, sollte ein Arzt alle Anzeichen einordnen.

Belastbares und dennoch empfindliches Netzwerk

Mit den Arterien bilden die Venen die zwei Bereiche des menschlichen Blutgefäßsystems. Im Zusammenspiel von Herz- und Lungenkreislauf gelangt sauerstoffarmes Blut über die Venen zum Herzen, wird dort aus der rechten Hälfte in die Lunge gepumpt und mit Sauerstoff angereichert. Das nun sauerstoffreiche Blut wird durch die linke Herzkammer geleitet und sodann vom Herzen weg in den Körper gepumpt. Gleichzeitig befinden sich von insgesamt circa fünf Litern des gesamten Blutes rund drei Liter ständig im Venennetz. Herz und Hirn können dadurch auch im Notfall versorgt werden. Mit den Bein-, Bauch-, Arm- und Kopfvenen leistet das venöse System ganze Arbeit: Der Gefäßdruck ist gering und das Blut muss aus den unteren Körperregionen bis zum Herzen einen weiten, durch die Schwerkraft beeinträchtigten Weg zurücklegen. Aktive Hilfe leistet deshalb das eigene Ventilsystem der Venenklappen. Außerdem ist die umschließende Muskulatur ein unabdingbarer Helfer, denn sie übt bei Bewegung Druck aus.

Presseinformation der Apothekerkammer Niedersachsen

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