MdB Ute Bertram schnuppert in den Alltag einer Landapotheke hinein

Hannover, 11.02.2016 –  Bei einem Praktikum in der „Fredener Apotheke“ in Freden, Landkreis Hildesheim, informierte sich Ute Bertram (CDU) ausführlich bei Apothekerin Aline Faass über die Aufgaben und Leistungen der Apotheker. Ute Bertram ist Mitglied des Bundestages, Mitglied des parlamentarischen Ausschusses für Gesundheit und CDU-Kreistagsabgeordnete im Landkreis Hildesheim.

Apothekerin Faass hatte die Hildesheimer Politikerin zu einem Praktikum am 9. Februar eingeladen. Einen halben Tag verbrachte die Abgeordnete in der Apotheke. Gesundheitspolitikerin Bertram hat zu ihrem Praktikumstag viele Fragen mitgebracht: „Wie wird ein Rezept in der Apotheke bearbeitet? Wird die Prüfung von Ausgangsstoffen vergütet? Welche Berufsbilder gibt es in einer Apotheke?“. Bei einem Rundgang durch die Apotheke ließ sich die Politikerin die unterschiedlichen Arbeitsplätze zeigen und sprach mit den Mitarbeiterinnen über ihre täglichen Aufgaben. Bertram war beeindruckt, welche Tätigkeiten Apotheker „neben“ ihren Kernaufgaben, der Beratung von Patienten und der Rezepturherstellung, leisten müssen: Dokumentation der Abgabe von Betäubungsmitteln, Prüfung von Rezepturausgangsstoffen, Kontrolle der Medikamentenpackungen auf Fälschungen, Belieferung von Rabattverträgen, Ersatz für die vom Großhandel nicht lieferbaren Arzneimittel binnen weniger Stunden beschaffen.

Dass Apotheker für Formfehler auf Rezepten von den Krankenkassen weder den Einkaufspreis für das Medikament noch ihr Honorar erhalten, also auf Null retaxiert werden, war einer der Gründe für Bertrams Vor-Ort-Besuch. „Hier muss gehandelt werden. Die Apotheker geben die Medikamente ordnungsgemäß ab und müssen dafür auch ordnungsgemäß bezahlt werden. Dass allein wegen eines fehlenden Kreuzes oder Arzt-Vornamens auf dem Rezept die Vergütung nicht bezahlt wird, ist für mich nicht verständlich.“

Die CDU-Politikerin ließ sich von Faass auch die von der Apothekerkammer Niedersachsen angebotene Athina-Schulung erklären. Faass stellte ihr den Ablauf der Medikationsanalyse vor und erklärte, warum diese intensive Betreuung der Patienten so wichtig ist: „In meine Apotheke kommen vor allem ältere Menschen, die bis zu acht und mehr Medikamente einnehmen. Irgendwann haben sie die Übersicht verloren und wissen nicht mehr, wann sie die weißen oder braunen Tabletten einnehmen müssen und wie oft. Sie brauchen dringend Hilfe, damit sie ihre Gesundheit nicht gefährden.“ In der „Fredener Apotheke“ werden auf Wunsch des Patienten alle Medikamente erfasst, die der Patient einnimmt, außerdem Dosierungen, Einnahmezeitpunkte und Medikamente, die selbst gekauft werden, erklärte Faass. „Ob es einem Patienten mit seinen Medikamenten gutgeht oder nicht, kann nicht ein Mensch alleine entscheiden. Es braucht das ganze Team aus Apotheker, Patient und Arzt, um das Risiko von arzneimittelbezogenen Problemen, die insbesondere bei alten Menschen auftreten, zu erkennen und zu verringern. Der Apotheker begleitet und unterstützt die Erkrankten meist ein Leben lang.“

Für Bertram liegt die Lösung in der elektronischen Gesundheitskarte (eGK): „Auf der Karte werden künftig alle Arzneimittel in einem elektronischen Medikationsplan erfasst. So haben Arzt und Apotheker die gesamte Medikation des Patienten immer im Blick und können die Therapie so besser überwachen.“

Mit Handschuhen und Mundschutz ausgestattet, rührte Bertram kräftig in einer Fantaschale. Sie stellte eine Salbe gegen neurodermitische Erkrankungen her. Bevor sie die Bestandteile in die Schale füllen durfte, erläuterte ihr Apothekerin Faass, wie in der Apotheke geprüft wird, ob die Rezeptur plausibel ist: „Und diese Salbe müssen Sie in nur fünfzehn Minuten herstellen?“ Die gelernte Bankfachwirtin staunte. Faass rechnete ihr vor, dass der Rezepturzuschlag für die Herstellung von Salben bei fünf Euro liegt. Damit wenigstens der Personaleinsatz eines Pharmazeutisch-technischen Assistenten gedeckt werden kann, darf das Vorbereiten des Arbeitsplatzes, das Abwiegen, Mischen und Abfüllen, die Etikettierung sowie die Dokumentation eben nicht länger als eine Viertelstunde dauern.

Faass fordert eine Aufstockung der Vergütung für die Rezepturanfertigung. „Wirtschaftlich segeln wir hart am Wind. Das Honorar für die Rezepturherstellung ist seit zehn Jahren unverändert. Dabei sind individuell gefertigte Arzneimittel besonders beratungsintensiv. Die Beratung bei den Rezepturarzneimitteln muss zusätzlich vergütet werden“.

Danach gefragt, wie die Apotheke der Zukunft auf dem Land aussehen sollte, erklärt die CDU-Abgeordnete Bertram, sie wünsche sich weiterhin eine Apotheke, die auch für die älteren Menschen das gesamte Leistungsangebot bereithalte. Zugleich sollten sich die Patienten aber darauf einstellen, dass man neue Wege der Versorgung gehen müsse, wenn sich das dörfliche Netzwerk wegen demographischer Probleme ändert. Sie denke dabei an die Möglichkeiten der Telemedizin.

Faass hingegen wünscht sich für ihren Ort eine Stärkung der bestehenden und funktionierenden wohnortnahen Strukturen, die nicht nur an ihrem wirtschaftlichen Erfolg gemessen werden dürfen. Schließlich sei die Gesundheiterhaltung und Gesundheitsförderung eine Gemeinwohlaufgabe von hohem Rang.

Apothekerin Aline Faass bewertet den Besuch positiv. Sie findet es wichtig, dass Politiker sich mehr mit Apothekenthemen beschäftigen. Schließlich fällen die Abgeordneten im Namen der Bürger wichtige Entschlüsse über die Gesundheitsversorgung der Menschen. Da wäre es gut, wenn insbesondere Politiker, die keine Ausbildung in einem Gesundheitsberuf haben, sich mit den Leistungen und den Kompetenzen einer Apotheke vertraut machen.

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Fotonachweis: AZ/Franitza

Bildunterschrift: Ute Bertram (links) ließ sich die Rezepturherstellung von Apothekerin Faass (Mitte) zeigen und rührte selbst eine Salbe gegen neurodermitische Erkrankungen an.

 

Quelle: Presseinformation der Apothekerkammer Niedersachsen

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